Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen – «Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne»
Es macht Freude zu sehen, wie ein Kind einen Pinsel in die Hand nimmt und der Farbe beim Wandern über das Papier zusieht. Kinder möchten unvoreingenommen beobachten können, was da passiert. Das „Wie“ der Begegnung von Farben und Formen steht im Vordergrund. Diese neugierige und offene Grundhaltung gilt es zu unterstützen und das Staunen über die Welt zu erhalten.
Diese ästhetische Bildung weckt die Sinne und macht im wahrsten Sinne des Wortes Sinn, denn das Kind kann sich als vermögender Gestalter seiner Welt erleben. Unterstützung erhält es dadurch, dass es in seinem individuellen Ausdruck gesehen und erst genommen wird; sehen und gesehen werden.
Kinder haben so viel Zukunftsträchtiges in sich, wir können Erstaunliches von ihnen lernen, wenn wir auf Augenhöhe miteinander umgehen.
Was dann geschieht ist, dass wir im behutsamen Fragen herausarbeiten, wie das Bild oder ein Werk Gestalt annehmen kann. Dieser Bildfindungsprozess wird so wenig wie möglich auf gängigen Vorstellungen beruhen. Es geht durchaus nicht darum zu lernen, wie „man etwas“ malt, nicht darum sich an dem bereits Vorhandenen zu orientieren, sondern um originelle und neue Sichtweisen. Ein Kind beschrieb es so treffend: „In mir sind so viele Bilder, die alle raus wollen.“
Es braucht viel Gespür und Feinsinn, den richtigen Grad der Unterstützung zu finden. Dies dauert zwar länger und führt nicht schnell zu „vorzeigbaren“ Ergebnissen, schafft beim Kind und Jugendlichen indes Selbstvertrauen und Zutrauen in eigene Fähigkeiten.
Und es gibt viel zu lernen. Wie viele Möglichkeiten hat man, einen Pinsel zu halten. Welche Gestaltungen ergeben sich durch Andruck und Abheben, durch Schwung und Verhalten, durch Weiterführen und Unterbrechung, um nur einige zu nennen. Wie viel oder wenig Wasser im Verhältnis zur Farbe passt an welche Stelle des Bildes. Farben mischen und kombinieren, welche Farben passen gut zueinander, welche brauchen Hilfe um zueinander zu kommen und wie kann das aussehen – schier endlose Möglichkeiten tun sich auf. Es macht Freude zu sehen wie vertieft Kinder beobachten können, wenn man sie lässt und mit welcher Freude sie selbst dabei sind. Freude ist ohnehin der beste Lehrmeister.Deshalb ist dem Experimentieren mit den verschiedenartigsten Materialien viel Raum gegeben.
Dies schafft eine tragfähige Basis für Entwicklung, macht mutig und bereit auf Neues zuzugehen. Hier werden Grundlagen gelegt unter anderem für späteres technisches Können und die Fähigkeit an einer Sache dran zu bleiben. Es mag anfangs einfach aussehen, doch werden die Fragestellungen mit der Zeit anspruchsvoller. Zu Begin wird noch pro Stunde etwa ein Bild gemacht. Mit Zunahme der Komplexität spüren die Kinder die Herausforderung.
Durch den Schritt für Schritt- Aufbau bleibt das Vorgehen nachvollziehbar. Die Kinder bewegen sich zunehmend sicher durch verschiedene Techniken und erleben einen durchschaubaren Gestaltungsspielraum. Durch bewältigte Herausforderungen wächst das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Es wird ihnen etwas zugetraut und sie vertrauen sich. Obgleich viele künstlerische Fähigkeiten entwickelt werden, wie Durchhaltevermögen, Lernen Fragen zu stellen, Sichtweisen zu hinterfragen, kognitive Beweglichkeit, einen Prozess zu entwickeln, Farb- und etc.
Das Gemeinschaftsgefühl wird in den Gruppen gestärkt und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit vermittelt. Es wird nicht in Konkurrenz zueinander gearbeitet, denn der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen. Kreativität kann sich weitaus intensiver im Miteinander entfalten und mit der Einsicht, dass jeder von jedem lernen kann, jeder etwas beitragen kann und wertvoll ist.